Die ersten 3 Tage für Umsteiger von Windows
Motivation
Also: die Idee ist, hier einen Text zu haben, der die Sachen erklärt, die den Linux-Neulingen immer wieder an Missgeschicken passieren kann. Es ergänzt den Beitrag Linux für Umsteiger, in dem die Begriffe von Linux plakativ erklärt werden.
Hier geht's los
- Befehle, die Ihr in der Konsole eingeben sollt, sind blau geschrieben.
- Wenn Euch Kano oder sonst jemand eine wirre Textzeile um die Ohren haut, die nicht nach normaler Sprache aussieht, schaut mal bei Konsole - das Befehlsfenster nach.
Tag 1 - Der Start der CD im LiveCD-Modus
Anfangs brennt man sich eine CD, legt sie in den PC, bootet neu und dann sollte es losgehen!
Aber: Die Kiste bootet das alte Betriebssystem, bootet nicht, bootet nicht richtig oder bleibt hängen! Mist, denkt man. Oft ist es einfacher als man denkt. Es können verschiedene Fehler passiert sein!
- Ist im Bios booten von CD eingestellt? Wenn nicht, wundere Dich nicht, das Windows weiter startet.
- Ist die CD vielleicht defekt gebrannt worden?
Dazu gibt es die feine Möglichkeit, genau das beim Booten zu testen. Wenn das Bild mit GRUB - dem Bootmanager - kommt, erstmal auf die
Leertaste hämmern, dann endet der Countdown. Dann gibt es die Option (stehen unten am Bildschirmrand) verschiedene F-Tasten zu drücken oder per
Pfeiltasten durch das Menü zu scrollen. In diesem Fall mit den
Pfeiltasten scrollen bis Du auf
Extramenü deutsch kommst und dann
enter drücken. Jetzt scrollst Du runter im Menü bis zum Punkt CD prüfen. Wenn Du die Meldung bekommst
CD in Ordnung, dann bist Du schon ein Stück weiter, dann liegt es an Deiner Hardware.
Da in der Grundkonfiguration ACPI (für die Interruptsteuerung) und DMA (für die Festplattensteuerung) genutzt werden, kann es sein, das Dein Bios nicht so richtig mit einer modernen Verwaltung zurechtkommst. Da hilft dann, nach und nach die verschiedenen Startmöglichkeiten zu testen. Versuche es also mal
ohne ACPI und
ohne DMA. Jetzt müssten 99,9% aller Startfehler behoben sein und Linux langsam zum Leben erwachen.
Kannst Du fein booten und der Computer erwacht zum Leben, dann hast Du noch die Möglichkeit mit diversen Cheatcodes den Bootvorgang zu beeinflussen.
Du kannst zum Beispiel mit
F4 die Auflösung Deines Monitors ändern. Wenn Dir also die
1024x768 nicht auf deinem 30 Zöller gefallen, wähle eine andere Auflösung aus. Das ist besonders wichtig für Laptopnutzer, die dort den
nativen Modus des Bildschirmes nutzen wollen (mit der nativen Auflösung sieht es gestochen scharf aus).
Welche Cheats es gibt, findest Du übrigens auch hier im Wiki oder wenn Du im Grubmanager
F1 drückst. Damit kannst Du fast alles steuern, was wichtig sein könnte.
So, damit ist das Kapitel booten von CD abgeschlossen. Ein Hinweis noch, du solltest alle Hardware
VOR dem Booten schon angeschlossen haben, die Du nachher auch nutzt willst (Mäuse, Drucker, Scanner usw...), weil beim Booten Deine Hardware gescannt wird und nur was dran ist, ist anschliessend auch drin!!
Dank dem Tipp von HamstaMan gilt das nicht für alles, was als Laufwerk erkannt wird (USB-Sticks, USB-Kameras, USB-Festplatten usw.) da alle Laufwerke, die beim Booten erkannt werden, werden beim Installieren in die /etc/fstab geschrieben. Wenn man dann später ohne so ein Laufwerk bootet, gibt es haufenweise Fehlermeldungen weil das Laufwerk fehlt.
Anmerkung vom HamstaMan:
Kanotix erkennt übrigens während des Betriebes angeschlossene Geräte völlig problemlos. - meistens ;) - In den aktuellen Kanotix-Versionen ist ein Automatismus zum Erkennen und Mounten von USB-Laufwerken eingebaut.
So, morgen erzähle ich Dir, woüber die Maus bei den ersten Gehversuchen stolpern kann, und was ein
ROOT ist (das ist kein Hund mit scharfen Zähnen) und warum Du manchmal verzweifelt nach einem Passwort suchst, das es nicht gibt, wenn du bestimmte Dinge starten oder machen möchtest. Dann verrate ich Dir noch den Trick, wie man Texte mit der Maus kopiert und wie Du noch in das lokale Netzwerk oder das Internet kommst.
Das wichtigste für Dich bis dahin, Du kannst nix kaputt machen, denn Du hast keine Schreibrechte auf die vorhandenen Platten. Also klick und teste ruhig wild rum, kann nix passieren!
Tag 2 - Die Installation auf Festplatte
Heute stehst Du auf und denkst: "Fein, Kanotix ist echt genial". Kein Stress mit irgendwelchem Konsolenzeugs, und das wenige was tricky ist, haben Dir die Freunde im Forum verraten. Und das nicht erst nach Tagen oder Wochen, sondern oft innerhalb von wenigen Minuten. Also, das Experiment Linux kann in Deinen Augen jetzt das erste Mal ernsthaft in Angriff genommen werden.
Deine Kumpels, denen Du empfiehlst mal die CD auszutesten, antworten abwertend: "Linux?! Neee....das ist doch, ich kenne jemand, der hat schon mal versucht, hab schon gehört dass....seltsam denkst Du Dir, ich bin doch kein Versicherungsverkäufer, warum reden die plötzlich so komisch mit Dir????
Jetzt erweckt sich der Ehrgeiz in Dir, denn Du bist ja kein "BH-mit-zwei-Händen-Öffner" sondern eher der Typ
"Schnittwunden-selbst-Tackerer". Also setzt Du Dich jetzt vor Deinen Rechner und stützt erstmal den Kopf auf die Hände und überlegst mal zwei Takte:
1. Du hast einen Rechner und Du willst auf ihm ein solo Linux, ohne Dualboot mit Windows oder
2. Du hast einen Rechner, auf dem ist das superwichtige Windows drauf, für das Du eine Affinität entwickelt hast und glaubst, ohne dem nicht leben zu können.
Ich habe als Umsteiger natürlich zu
2 tendiert, denn man hört ja, es läuft so einiges nicht unter Linux. Also wäre es fatal, sein Windows platt zu machen und dann dumm dazustehen.
Ich persönlich bin jetzt in der komfortablen Lage, mehr als einen Rechner zu besitzen, also habe ich mich dazu entschieden einen meiner Rechner zu opfern und Windows dort zu killen, denn was soll das alles mit Dualboot!
So habe ich angefangen, aber mittlerweile bin ich zu 105% davon überzeugt, das Linux und insbesondere dieses wunderbare Kanotix dem Windowskram überlegen ist. Mittlerweile surfe ich auch unter meinem Windowsrechner mit Firefox und habe Outlook mit Thunderbird ersetzt, denn es ist Outlook überlegen. Ich habe jetzt auch 2 gemacht, also einen anderen Rechner, der nicht so wichtig war mithilfe des Forums und des Wiki zu einer Dualbootmaschine umgebaut. Ich erzähle euch also 1 und 2, da sie sich nicht wirklich groß unterscheiden, außer im Platz machen auf der Platte für Linux. Wenn Du also auch in einer komfortablen Situation bist, dann mach deine Platten einfach platt und installiere mal Linux pur, einfach nur, damit du das mal gemacht hast. Da du ein Wiki liest, gehe ich davon aus, dass Du über genug Intelligenz verfügst, dass ich mir die ständigen Hinweise auf "Mach eine Datensicherung" spare. Denn egal was du über Computer weißt, denk an die Regel 44! Manchmal geschehen Zeichen und wundersame Dinge, die nicht erklärbar sind, aber zur Folge haben, dass etwas von deiner Festplatte verschwindet, auch wenn es keine logische Erklärung dafür gibt!
Here we go 1&2: Bist du in der komfortablen Lage, lies bei 1 weiter und überspringe 2
2) Platz machen für ein Dualbootsystem (Windows und Linux auf einem Rechner) wenn Du keine komplette Partition löschen kannst.
Du sitzt also vor dem dunklen Monitor und denkst darüber nach, das Du ja mindestens 4 GB freien Platz auf einer Partition benötigst. Du weißt, dass du nach der Installation einen Grubbootmanager zu sehen bekommst, der dich fragt, ob du Linux oder Windows starten willst. Du hast aber keinen freien Platz, weil du natürlich gestern noch nicht an Linux gedacht hast. Du startest also wieder Windows und schaust im Arbeitsplatz nach, auf welchen Partitionen du noch wie viel Platz hast. Hast du eine der neuen Platten mit Platz wie verrückt, ist es einfach, hast du ne ältere Platte die nur wenige Gigs frei hätte, du aber tonnenweise Daten gesammelt hast, beginnt jetzt die Phase des Hausputzes. Lösche all den Schrott den du eh nie mehr ansiehst, anhörst oder installierst.
Ich habe beispielsweise auch all die doofen Programme gelöscht, die man irgendwann mal installiert hat, aber eh nie benutzt. Dann hab ich die Programme gelöscht, die ich ja alternativ unter Linux nutzen will. Ich habe dann die MP3 die ich von meinen CDs gemacht habe auf ne CD gebrannt und dann gelöscht. So habe ich nach und nach viel Platz geschaffen.
Da ich schon immer ein Freund mehrer Partitionen war (Sicherheit und Datensicherungsgründe) habe ich dann den einen oder anderen Ordner, der sich unter Windows verschieben ließ auf die andere Partition verschoben und hatte jetzt auf meiner zweiten Partition zwar immer noch Gigabyte an Windowsdaten, aber 10 Giga frei für Linux.
Jetzt kommt der Punkt, an dem Du feuchte Finger bekommst. Resizing der Partition. Also das Verkleinern der Partition auf eine Größe die sinnvoll erscheint, aber so klein, dass genug Giga für Linux übrig bleibt. Da ich nur ehrliche Software besitze, fehlte mir natürlich Partition Magic und mein Windows 2000 kann nur löschen und neu Partitionieren. Auf dem Windowsrechner, den ich "operieren" wollte war Windows XP Home drauf, das genauso wie die Professionalversion NTFS Version 5 nutzt (Windows 2000 nutzt Version 4), damit können die Freewarealternativen unter Windows nix anfangen.
Okay, ich dachte also nach, fragte im Forum nach und es kristallisierte sich folgendes raus:
Eine Mehrheit meinte, man solle eine NTFS Partition lieber mit einem Windowsprogramm repartitionieren (Partition Magic) und eine Minderheit berichtete mir von erfolgreichen Versuchen mit dem
LinuxPartitionMagic? (nennt sich qtparted). Da ich keine 80 Euro für Partition Magic ausgeben wollte, habe ich an Fehler 44 gedacht und meine mir lieb gewonnen Daten noch einmal gesichert. Dann habe ich ein Defragmentierer unter Windows laufen lassen und dann habe ich ein checkdisk mit Reparatur und Korrektur laufen lassen, bevor ich die Operation vollziehen wollte. Nachdem das erledigt war, habe ich mir noch einmal in der Systemsteuerung GENAU angeschaut, auf welcher physikalischen Platte meine Partition, die ich nehmen wollte, lag. Dann habe ich noch einen Moment innegehalten und dann die
KanotixCD? eingelegt und neu gebootet, diesmal mit Linux!
Jetzt lächelte mich Kanotix vom Schirm aus an und ich war mir ja sicher, was ich tun wollte, ich habe mir noch einmal alles in Erinnerung gerufen, was ich im Wiki und im Forum gelesen habe:
Root ist wichtig für solche Operationen, also habe ich nicht wie ein „Blindman“ qtparted aus der Kickstartleiste gestartet (das hat die fatale Folge, dass du zwar "gucken" kannst, aber alle wichtigen Button grau hinterlegt sind)!
Also eine Shell geöffnet, dort
kdesu qtparted eingetippt und dann auf die
Entertaste gehämmert. Wunderbar jetzt hatte ich mein PartitionMagic Linuxlike gestartet. Jetzt habe ich mich noch einmal konzentriert und die richtige Partition ausgewählt auf der richtigen Festplatte und dann mit der Maus den Ziehbalken der Partitionsgrösse langsam nach links gezogen.
Ich habe die Partitionsgrösse, die angezeigt wird, verfolgt bis ich meine 6 GB für die Windowspartition hatte und meine 10 GB für meine zukünftige Linuxpartition.
HINT: Wenn du jetzt auf
okay klickst, passiert noch rein garnix physikalisch! Ich hatte das nämlich beim ersten Mal nicht berücksichtigt und dann geflucht, weil sich nix auf meiner Partition verändert hatte. Der Witz ist nämlich, dass Du mit der Maus oben in das Menü von
qtparted gehen musst und dort auf den Menüpunkt "Änderungen durchführen" klicken musst.
Hat was mit Sicherheitsaspekten zu tun! Also erst nachdem Du auch Deine Änderungen per Hand angestoßen hast, begann die Festplatte zu rödeln. Das war ein schwitziger Moment, denn ich wusste ja nicht, ob mein Windows diese Operation überlebt!
Jetzt dachte ich mir, bevor du gleich partitionierst und Linux installierst, starte erstmal Windows, denn notfalls kann man da ja noch etwas retten, falls es in die Hose gegangen sein sollte! Also Linux runter gefahren, Windows gebootet und dann zu meinem Schreck, kam ein Autocheckdisk! Aha, dachte ich mir, geht doch nicht. Aber Windows hat sich nur gedacht, die Partitionsgröße ist nicht mehr die gleiche, also schau mal ob da was kaputt ist. Windows hat aber keinen Fehler gefunden und ist nach Ende des Checkdisk normal gestartet. Ich habe alle Programme mal getestet und alles einwandfrei.
Ich denk mir noch gut, hast Dir 80 Euro gespart!
1) Linux installieren
Ich habe dann wieder Linux von CD gebootet. Jetzt hatte ich Platz aber immer noch keine Linuxpartition! Wie oben, habe ich dann wieder qtparted gestartet und habe auf die Festplatte die ich nutzen wollte geklickt, und habe dann auf den freien Bereich geklickt und den Button "Neue Partition erstellen" geklickt. Da ich ja noch einen LinuxSwap Partition benötige, habe ich nicht den kompletten freien Platz benutzt, sondern 512 MB für die LinuxSwap übrig gelassen und somit 9,5 GB eingetragen und dann auf "Erstellen" geklickt. Dann das gleiche für die LinuxSwap mit dem Rest des freien Platzes. Bei der Wahl des Dateisystemes habe ich mich für Reiserfs entschieden, denn es ist das modernste fehlerfreie Dateisystem für Linux. Für Swap gibt es nur den Punkt Linuxswap, da kann man sonst nix wählen.
HINT: Jetzt kommt noch ein übler "Evil Trick", denn jetzt hast du lediglich eine Partition aber da ist noch nix drauf, kein Filesystem, kein Format! Obwohl dir Linux jetzt schon sagt, du hast ein Reiserfs oder ein Linuxswap, so ist doch nix drauf. Wenn Du jetzt schon installieren willst, wie ich es beim ersten Mal versucht habe, dann kommt die Fehlermeldung: "Keine Partition vorhanden auf der Linux installiert werden kann".
Bevor Du Dir doof vorkommst, mach einfach folgendes:
Nachdem Du
qtparted beendet hast, bring das Filesystem auf die Partition. Bei mir war das einmal die
dev/hdb4? und für Swap die
dev/hdb5?. Die Bezeichnungen siehst Du übrigens bei
qtparted stehen.
Du machst wieder einen auf Root und startest diesmal die Rootshell aus dem
Kanotix Menü. Dort gibst Du dann ein
mkreiserfs dev/hdb4 und wenn das gemacht ist,
mkswap dev/hdb5 ein.
Wenn Deine Partition nicht auf hdb4 liegt, solltest Du natürlich Deine Laufwerksdaten hier eingeben, denn sonst könnte es bitter werden und dann zählt nicht Fehler 44, sondern Fehler 1 (Fehler 1 = Dummheit sorgt für manchen Datenverlust).
Ich habe dann sicherheitshalber noch mal neu gebootet und Windows gestartet, aber es lief einwandfrei also zurück zu Linux.
Jetzt kannst Du einfach den HD-Installer starten und es läuft von alleine! Wie das funktioniert erklärt Dir diese Seite sehr eindrücklich:
http://kanotix.com/FAQ-id_cat-62.html∞
Wenn Du das gemacht habt, und den Rechner neu startet, dann empfängt Dich wieder das nette Grubbild und Du kannst entscheiden, welches System Du starten willst.
Wenn Du jetzt noch das Rootpassword behalten hast, was der Installer von Dir erfragt hat, bist Du ein Linuxler geworden, bzw. darfst Du Dich jetzt Kanote nennen, denn jetzt kannst Du Dich einloggen und los geht es!
Auch wenn es anfänglich öfters mal der Kaote sein wird, ihr habt jetzt ein DEBIAN Kanotix und das ist die wohl beste Distri die es zur Zeit gibt!
So, jetzt ist Tag 2 geschafft und wenn Ihr die Kiste noch ordentlich runterfahrt (also nicht einfach auf den Powerbutton hämmern) seht ihr etwas, das mich schon seit Jahren fasziniert hat, die Abmeldeprozedur von Linux. Je nach System geht die Kiste dann ganz von alleine aus oder es steht geschrieben "Du darfst mich jetzt ausschalten, Meister".
Tag 3 - Die erstem Schritte auf dem System
Ok, am dritten Tag können wir uns an Dinge heranwagen, die vor kurzer Zeit als zu schwer angesehen gewesen wären. Von apachefriends.org können wir das XAMPP Paket nutzen, um einen bequemen Apache/PHP Server nutzen zu können. Was könnten wir noch tun? Wir könnten auch einmal Fluxbox ausprobieren - ist resourcenschonender als KDE, also wer seine Rechenleistung braucht...
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